Wie ich zu den Glasperlen kam …

Tag und Nacht arbeitete ich für mein Grafikatelier, kam nie zur Ruhe und liebte diese Arbeit aber sehr. Bis eines Tages gar nichts mehr ging und ich eine Pause machen musste. Sofort wurde mir klar, dass ich eine Beschäftigung brauche, die nichts mit meiner Arbeit zu tun hat, so lernte ich bei Isabelle Merkel das Perlendrehen. Und es liess mich bis heute nicht los. Und dann, als mich das Glasvirus schon völlig im Griff hatte, merkte ich, dass mich eine Sehnsucht aus dem Hintergrund in diese Richtung geleitet hatte, die mich schon von Kindesbeinen an begleitete:

„… und sie lag Nachts wach und träumte davon, eine Farbe zu erfinden. Keine solche, wie es sie schon gab, sondern eine ganz und gar neue. Sie hatte schon viele Tage damit verbracht, auf ihrer Farbpalette zu mischen: Aus Rot und Gelb entstand ein leuchtendes Orange und auch die Mischung von Blau und dunklem Rot mochte sie sehr gerne. Doch wonach sie sich wirklich sehnte, das war etwas ganz Neues.

So wurde aus dem kleinen Mädchen eine Frau, immer begleitet von dieser Sehnsucht, die unstillbar in ihrer Brust sass.

Das einzige, was diesen Hunger etwas stillte, das waren Glasperlen. Bunte, funkelde Farben, manchmal schillernd, manchmal spiegelnd. Ja, so stellte sie sich diese geheimnisvolle Farbe vor, voll von geheimnisvollem Glanz und unbekanntem Leben.

So ist sie schon als kleines Mädchen von der Sehnsucht ihrer Seele geleitet worden und ist noch heute daran, diese unbekannte Farbe zu suchen.

Beim Aussuchen der Bunten Glasstangen aus dem fernen Venedig. Beim Erhitzen des flüssigen Glases und beim Formen des flüssigen, glühenden Materials. Und jede Glasperle, die entsteht, facht die Sehnsucht von Neuem an.“

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